Seit über 120 Jahren werden im Bergwerk Grube Clara im Oberwolfacher Rankachtal Schwer- (Bariumsulfat) und Flussspat (Calciumfluorid) abgebaut. Die Sachtleben Bergbau, Betreiberunternehmen der Grube, fördert dort 100.000 bis 130.000 Tonnen Roherz im Jahr.
„Die Pandemie hat uns eindrücklich gezeigt, wie wichtig Unabhängigkeit von globalen Lieferketten ist“, so der Landtagsabgeordnete Bernd Mettenleiter beim Besuch des Bergwerkunternehmens. Der Grünen-Politiker, der in seiner Fraktion für Bodenpolitik zuständig ist, betonte dabei auch, dass es wichtig sei, auch in Deutschland Rohstoffe zu gewinnen. „Zusätzlich haben wir beim Abbau von Rohstoffen in Deutschland die Arbeitsbedingungen und den Schutz der Umwelt selbst in der Hand“.
Die in der Ortenau abgebauten und aufbereiteten Industrieminerale sind unter Tage in sogenannten Gangerzlagerstätten zu finden. „Das bedeutet, dass sich die Erzvorkommen in steilstehenden Lagen vergleichbar mit einer Wurstscheibe im Brötchen durch den Berg ziehen“, erklärt Robert Mauerlechner, Geschäftsführer des Unternehmens. Diese Gänge werden gezielt mit kilometerlangen fahrzeugbefahrbaren Rampen und Strecken erschlossen und meist durch Bohren und Sprengen hereingewonnen. Unter Tage wird das gewonnene Erz auf LKW verladen und von dort in das Werk nach Wolfach transportiert.
Dort angekommen wird das Erz zerkleinert und die Wertstoffe werden durch verschiedene physikalische Prozesse vom Nebengestein getrennt. Finaler Schritt bei dieser Anreicherung ist dabei die sogenannte Flotation. „Durch die Flotation erreichen wir eine höhere Reinheit, die in vielen Anwendungen unserer Produkte notwendig ist“, erläutert Mauerlechner seinem Gast. „Wir nutzen die spezifischen Mineraleigenschaften bei diesem Prozess aus, um eine größere Anreicherung zu erhalten.“
Die so gewonnenen Endprodukte werden an Kunden weltweit verkauft. Schwerspat wird dabei u.a. in der Lack- und Farbindustrie verwendet, wo er als heller funktioneller Füllstoff benötigt wird. Aber auch für strahlensichere Betone beim Bau von Gebäuden für Bestrahlungen in der Krebstherapie und für Materialprüfungen kommt Schwerspat zum Einsatz. Die meisten Menschen kommen mit dem Material in ihrem Auto in Kontakt. „Dämmmatten und Kunststoffverkleidungen im Fahrzeug sind oft mit Schwerspatmehlen gefüllt“, so Mauerlechner. Flussspat hingegen braucht es als Flussmittel in der Schweißtechnik und Metallurgie. Auch bei der Herstellung spezieller Gläser und von Glasfasern kommt Flussspat zum Einsatz. „Es ist schon faszinierend, wo wir überall Schwerspat und Flussspat aus dem Kinzigtal in unseren Alltagsprodukten wiederfinden“, bemerkt Mettenleiter.
Der Besuch wurde auch genutzt, um über die Rohstoffpolitik im Land und über klimapolitische Ziele zu sprechen. Mauerlechner ist überzeugt: „Der Mittelstand würde weit mehr beitragen zur Reduktion der CO2-Emissionen, wenn wir mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie in der Energiewirtschaft hätten. Immer neue Melde- und Nachweispflichten, Restriktionen bei der Modernisierung der Energieerzeugungsanlagen aus Wasserkraft und komplizierte Rechtsvorschriften sind speziell für Unternehmen, die Strom-Eigenerzeugungsanlagen schon betreiben und nutzen, eine enorme Herausforderung. Hier würden mittelstandsfreundliche Mengenschwellen wirklich helfen.“
„Der Besuch in der Grube Clara hat mir neue Erkenntnisse gebracht, auch in Hinblick auf die Anliegen für die Energiepolitik“, beschrieb der Naturwissenschaftler Mettenleiter seine Eindrücke. Er werde diese Anregungen aufnehmen und sicherte zu, sie bei den zuständigen Stellen in der Bundespolitik einzuspeisen.